Im Zentrum des Augenhintergrundes befindet sich ein kleiner Fleck vom Durchmesser weniger Quadratmillimeter, welcher "Makula" oder "Gelber Fleck" genannt wird. Die hier vorliegende konzentrierte Dichte an Sinneszellen ermöglicht ein hohes Auflösungsvermögen und befähigt uns zum "zentralen Sehen", also zum Erkennen feiner Einzelheiten, zum Lesen und zum Unterscheiden von Farben. Die außerhalb der Makula befindliche Netzhaut nimmt nur Umrisse, Bewegungen und Hell-Dunkel-Kontraste wahr. Wird z.B. von der Netzhautperipherie ein Hindernis signalisiert, so wendet sich das Auge reflektorisch dorthin und man kann erkennen, worum es sich handelt.
In der gesunden Makula herrscht ein reger Stoffwechsel, dessen Abfallprodukte von der darunter liegenden Gewebeschicht, dem Pigmentepithel, entsorgt werden. Durch Verlangsamung und Stagnieren dieser Stoffwechsel- und Entsorgungsmechanismen bilden sich in der ernährenden Unterlage kleine Ablagerungen, sogenannte "Drusen". In der Folge kann es zu einem Schwund an Sinneszellen und/oder zum Einwachsen krankhafter Gefäße kommen. Zunehmendes Alter und genetische Faktoren begünstigen die Entstehung dieses Prozesses.
Als Folge des zentralen Degenerationsprozesses ist das Auflösungsvermögen beeinträchtigt, das zentrale Sehen ist verschwommen, verzerrt oder durch einen dunklen Fleck behindert. Das bedeutet, dass man zum Beispiel die Umrisse eines Buches ausnehmen, die Schrift aber nicht entziffern kann. Da die Makuladegeneration sich nur auf die Netzhautmitte bezieht, bleibt das periphere Sehen, also die Wahrnehmung zu den Seiten hin, erhalten. Selbst in fortgeschrittenen Stadien ist eine räumliche Orientierung weiterhin möglich und eine Alltagsbewältigung - mit Hilfe der derzeit zur Verfügung stehenden Sehbehelfe - meist weitgehend unabhängig von fremder Hilfe möglich.
Durch die steigende Lebenserwartung nimmt die Anzahl der Patienten mit altersbedingter Makulaveränderung zu. Die Ursachen für die AMD sind noch nicht eindeutig geklärt, als Risikofaktoren gelten vor allem zunehmendes Alter, Vorkommen von Makuladegeneration in der Familie, Rauchen, übermäßige Sonnenexposition und ev. Östrogenmangel bei Frauen. Als vorbeugende Maßnahmen können eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener vitaminreicher Kost (fünfmal täglich Mahlzeiten mit Obst/Gemüse),Verzicht auf das Rauchen und Schutz vor übermäßiger Sonneneinstrahlung (Tragen von Sonnenschutzgläsern) empfohlen werden. Durch regelmäßige Untersuchungen des Augenhintergrundes können Makulaveränderungen in einem frühen Stadium erfasst werden, in welchem noch keine subjektiven Symptome vorliegen.
Man unterscheidet zwei Verlaufsformen: die "trockene" und die "feuchte" Makuladegeneration.
ist mit Abstand die häufigste Form der AMD und betrifft ca. 90 % der Fälle. Bei den Untersuchungen des Augenhintergrundes zeigen sich im Anfangsstadium in der Netzhautmitte kleine gelbliche Ablagerungen, die sogenannten Drusen. Viele Patienten mit Drusen geringerer Ausprägung behalten während ihres ganzen Lebens eine normale Sehschärfe. In späteren Stadien kann es durch Zunahme der Ablagerungen und Schwund von Sinneszellen (Atrophie) zu einer allmählichen Sehverschlechterung kommen.
ist seltener als die trockene Form, aber ihre Auswirkung auf die Sehschärfe kann gravierend sein. Abnorme Blutgefässe wachsen dabei rasch in die zentrale Netzhaut ein. Flüssigkeit tritt aus diesen undichten Gefäßen aus, die Netzhaut schwillt an. Im Endstadium kommt es zur Narbenbildung in der Netzhautmitte. Im Gegensatz zur langsamen Sehverschlechterung bei trockener AMD können Patienten, die von der feuchten Form betroffen sind, Ihre Sehschärfe im schlimmsten Fall innerhalb weniger Tage verlieren. Je früher daher die Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet wird, umso größer ist die Chance auf Erhalt des Sehvermögens.
Die Symptome einer altersbedingten Makulaveränderung können sehr vielfältig sein. Wenn etwa gerade Linien verbogen erscheinen, einzelne Wörter auf einer Schriftseite verschwimmen oder im Zentrum des Sehens ein bleibender grauer Fleck auftaucht, sollten Sie dringend einen Augenarzt aufsuchen. Mit speziellen Lupen betrachtet der Facharzt am Spaltlampen-Mikroskop Ihren Augenhintergrund und stellt dabei fest, ob Ablagerungen, Gefäßveränderungen oder Blutungen vorhanden sind. Zur genaueren Abklärung kann eine Fluoreszenzangiographie notwendig sein. Bei dieser Untersuchung wird ein spezieller Farbstoff in die Armvene injiziert und seine Ausbreitung in den Gefäßen des Augenhintergrundes beobachtet und fotografiert. Damit werden beginnende krankhafte Gefäßveränderungen und Flüssigkeitsansammlungen unter der Netzhaut sichtbar gemacht und gleichzeitig andere Augenerkrankungen als Ursache für die Sehverschlechterung ausgeschlossen. Als weitere diagnostische Möglichkeit steht das OCT (Optical Coherence Tomographie) zur Verfügung, welches eine Darstellung aller Netzhautschichten ermöglicht.
Der Erfolg der heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden ist umso größer, je frühzeitiger die Diagnosestellung erfolgt.
Nach letzten Studien (AREDS 2) kann der Verlauf der trockenen Makuladegeneration durch Verabreichung einer hochdosierten Antioxidantientherapie günstig beeinflusst und so das Lesevermögen und die Sehfähigkeit bis ins hohe Alter erhalten werden. Diese besteht aus einer Kombinationstherapie der Vitamine C und E und der Spurenelemente Zink und Kupfer in hoher Dosierung und wird durch die Gabe von Lutein ergänzt. Derzeit steht uns eine große Auswahl von Kombinationspräparaten zur Verfügung, sodass für jeden Patienten eine geeignete Nahrungsmittelergänzung gefunden werden kann. Leider werden diese Therapiekosten nicht von den Krankenkassen übernommen. In allen Fällen ist auch eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung und der Verzicht auf das Rauchen (vielfach erhöhtes Risiko einer Progression!) von großer Wichtigkeit!
Bei der feuchten Verlaufsform kann in bestimmten Fällen eine Laserbehandlung den Krankheitsverlauf verzögern oder die Krankheit zum Stillstand bringen. Bei der Verödung von krankhaften Gefäßneubildungen wird zwangsläufig auch die darüber liegende Netzhaut mitbehandelt und geschädigt. Daher wurden in den letzten Jahren intensive Bemühungen in die Erforschung neuer Behandlungsmethoden investiert. Seit 2006 ist die sogenannte Anti-VEGF-Therapie in Anwendung. Dabei wird durch eine Injektion in den Augapfel ein Medikament in den Glakörperraum eingebracht, welches die Rückbildung der anomalen, zu Flüssigkeitsaustritt und Blutungen neigenden Gefäßen zur Folge hat. Die Injektionen müssen, um die Netzhaut zu stabilisieren, am Anfang in 4-wöchigen Abständen vorgenommen werden, später sind längerfristige Behandlungsintervalle möglich. Die Durchführung der Behandlung muß unter sterilen Bedingungen erfolgen.
Eine weitere Therapieoption ist die photodynamische Therapie (PDT). Dabei wird durch Verabreichung eines speziellen Wirkstoffes in die Armvene, welcher sich in den krankhaften Gefäßen anreichert, mit der anschließenden Laserbestrahlung eine selektive Zerstörung dieser Gefäße unter relativer Schonung des gesunden Gewebes bewirkt. Da die Ergebnisse aber schlechter als bei der Injektion von VEGF-Inhibitoren sind, wird diese Behandlung heutzutage nur noch sehr selten durchgeführt.
In bestimmten Fällen kommen auch chirurgische Methoden zur Anwendung wie etwa bei plötzlich auftretenden ausgedehnten Blutungen unter die Netzhaut oder in den Glaskörper.
Sowohl bei der fortgeschrittenen trockenen als auch bei der feuchten Verlaufsform wird Ihr Augenarzt Sie begleitend beraten und Ihnen, in Zusammenarbeit mit speziell eingerichteten Instituten und Optikern auch bei der Auswahl von Sehbehelfen zur Seite zu stehen.
Solange noch intakte Sinneszellinseln in der Makula erhalten sind, ist eine Hilfe mit optischen (z.B. Leselupe) oder elektronischen (z.B. Bildschirm-Lesegerät mit bis zu 60facher Vergrößerung) vergrößernden Sehhilfen möglich. Die Auswahl an vergrößernden Sehhilfen ist groß. Voraussetzung für eine effektive Anwendung ist die individuelle Beratung, eine fachgerechte Anpassung des Sehbehelfs sowie die Einschulung in Umgang und Gebrauch durch den betreuenden Fachoptiker.
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen können alternative Heilmethoden wie Akupunktur, Sauerstoffgaben etc. keinen Heilerfolg verzeichnen, im Einzelfall mögen sie durch ganzheitlich positive Beeinflussung eine kurzfristige subjektive Verbesserung bewirken. Überraschende Erfolge, über welche Medien berichten, erklären sich zum Teil damit, dass in manchen Fällen die Makuladegeneration von selbst zum Stillstand kommt und sich gelegentlich die Sehschärfe sogar spontan etwas bessern kann.
Sie können die Funktion Ihrer Makula selbst mit dem sogenannten Amsler-Netz testen!
Anleitung zu Selbsttest:
Sorgen Sie für gute Beleuchtung. Setzen Sie ihre Lesebrille auf und betrachten Sie das Gittermuster in normalem Leseabstand.
Bedecken Sie jeweils ein Auge. Schauen Sie mit dem anderen direkt auf das Zentrum des Gittermusters mit dem kleinen schwarzen Punkt.
Wenn Sie den Punkt in der Mitte fixieren, erscheinen die Linien am Rande etwas unschärfer. Das ist normal. Verbiegung von Linien, Verzerrung von Quadraten oder Auftreten dunkler Flecken können jedoch Hinweise auf krankhafte Veränderungen der Netzhaut sein! Suchen Sie in diesem Fall umgehend Ihren Augenarzt auf und schildern Sie Ihre Beobachtungen.
Der Test, regelmäßig angewendet, dient dazu, Veränderungen, die sich beim normalen beidäugigen Sehen nicht sofort bemerkbar machen, frühzeitig aufzudecken, sodass eine rasche Abklärung erfolgen kann.